Donnerstag, 12.08.2021

Und jetzt einmal von vorne

Hi! Ich bin Katharina, lebe in Köln und bin Coachin und Cutterin. Interessante Mischung?! Ich erzähl dir gerne, wie es dazu kam.

Nach dem Abitur bin ich etwas orientierungslos aus Ostwestfalen nach Münster gezogen und habe angefangen Pädagogik zu studieren. Ich wusste nicht, was ich wollte, aber als begeisterungsfähiger und kommunikativer Mensch, war ich sehr bald gut vernetzt, habe als Tutorin gearbeitet und das Studium machte mir Spaß. Was viele nicht wissen: zum Studiengang Diplompädagogik gehören Soziologie und Psychologie als Nebenfächer, was ich extrem spannend fand. Besonders die Themenfelder Gruppenpsychologie und Selbstwertmanagement lagen mir. Das leben in Münster war toll – viel Kultur, nette Kneipen, noch mehr Fahrräder, eine lebhafte Studierenden-Szene und der Aasee. Ich probierte mich in verschiedenen Bands als Sängerin und sogar als Autorin für Musikmagazine aus.

Nach dem Diplom-Abschluss zog es mich in das ferne Berlin. Dort arbeitete ich gut zwei Jahre als Erlebnispädagogin und leitete Team-Trainings an. Hauptsächlich hatte ich es mit Schulklassen zu tun, aber ich durfte auch Kolleg*innen ausbilden. Die Arbeit machte Spaß, mir war jedoch nicht klar, wo mich das langfristig hinbringen sollte und durch meine Tätigkeit als Autorin hatte ich Blut geleckt und wollte mehr von der die Musik- und Medienwelt wissen. Und dann tat ich etwas, was sehr typisch für mich und vielleicht auch sehr deutsch ist: Ich ging noch mal studieren, weil ich dachte, ohne weitere Qualifikation in der Medienwelt nichts verloren zu haben.

 

Drei Sachen sind nach dieser Hospitanz passiert. Ich bin von Berlin nach Köln gezogen, bin Cutterin geworden und mittlerweile einige Jahre mit dem tollen Kollegen verheiratet.

So kam es zu meinem zweiten Studium: einem Master in Kommunikations- und Medienwissenschaften an der TU Berlin. Während des Studiums habe ich in einer SEO-Agentur gearbeitet und beim Launch der Outdoor-App komoot geholfen. Das war schön, aber der Ruf der Musikwelt war lauter. So bin ich für eine Hospitanz beim WDR Rockpalast von Berlin nach Köln gereist. Und damit hatte ich den Salat! Eigentlich war ich für die Musik, die Konzerte und Festivals dort und begriff erst vor Ort so richtig, dass ich da beim Fernsehen gelandet war. Umso mehr überraschte es mich, dass mich das alles total faszinierte und ich besonders den Schnitt von Beiträgen spannend fand. Und lernte ich dort einen wirklich netten Kollegen kennen. Drei Sachen sind nach dieser Hospitanz passiert. Ich bin von Berlin nach Köln gezogen, bin Cutterin geworden und mittlerweile einige Jahre mit dem tollen Kollegen verheiratet.

Das Schneiden hatte mich gepackt und ich arbeitete mich über Jahre von der Position als Cutter-Assistentin zur Cutterin und Projektsupervisorin hoch. Das machte mir einige Jahre richtig viel Spaß. Ich hatte eine Festanstellung bei einem großen technischen TV-Dienstleister und konnte dort in unterschiedlichen Produktionen sehr viel lernen.

Aber irgendwann wurde mir langweilig. Das klingt komisch, weil ich z.T. einen sehr stressigen Job hatte. Ich fühlte mich überlastet und unterfordert zugleich. Blöde Kombination! Durch die Überlastung fehlte mir Zeit und Energie zu hinterfragen, was ich eigentlich wollte und schaffte es nicht so recht, mir Herausforderungen in der Freizeit zu suchen. Außerdem hatte ich Hemmungen zu kündigen. Eine unbefristete Festanstellung war in meinen Augen viel wert.

2019 machte ich mir in einem Projekt so viel Stress, dass sich eines Tages meine Kiefermuskulatur extrem verspannte und ich über mehrere Tage meine Backenzähne nicht mehr richtig aufeinander beißen konnte. In vielen Coaching-Büchern ist dies der Schlüsselmoment, der Wendepunkt! „Jetzt versteht sie, dass der Job ihr nicht gut tut und kündigt.“ Nein, das hab ich nicht getan! Ich hab weitergemacht, obwohl mir nicht nur der Kiefer sondern auch der Rücken schmerzte und ich nicht mehr sitzen konnte. Ich habe einen Stehtisch bekommen und weiter gemacht. Ich dachte täglich: „Diese Produktion bringe ich über die Ziellinie. Hoffentlich komme ich heile hier raus!“ Ich bin nicht heile aus dem Projekt gekommen. Stattdessen hatte ich ständig Schmerzen, war frustriert und unzufrieden. Schließlich habe ich den Rettungsanker doch ausgeworfen und meine Stunden reduziert, natürlich nachdem ich das Projekt gut beendet hatte.

In der gewonnenen Zeit reflektierte ich meine Situation. Mit der Hilfe von Büchern, online Videos, Coachings, Journals und Freund*innen versuchte ich rauszufinden, wohin ich wollte. Langsam kehrte das Gefühl für mich und meine Wünsche zurück. Es entwickelte sich die Idee, anderen Personen in ähnlichen Situationen zu helfen. Da ich eh schon viel Kontakt zu dem Thema Coaching hatte u.a. durch mein erstes Studium und durch viele Coachings, die ich an mir und anderen erleben durfte, war recht schnell die Idee geboren als „Coachin“ zu arbeiten. Ich entschied mich eine Ausbildung im systemischen Coaching und Change Management zu machen.

Schließlich hab ich Ende 2020 mitten im 2. Corona-Lockdown doch meine Festanstellung gekündigt. Das war eine ganz komische Situation, da es eine Zeit voll Unsicherheiten war und ich vorher immer Angst vor der Selbstständigkeit hatte, aber sich nun durch zahlreiche Coaching Sessions während meiner Ausbildung ganz viel Aufbruchsstimmung in mir breit machte.

Jetzt arbeite ich freiberuflich als Cutterin und als Coachin. Beides ist mir wichtig! Ich liebe die Kreativität, die ich im Schnitt entwickeln kann, gleichzeitig möchte ich auch etwas tun, was andern Menschen hilft. Jetzt kann ich einfach beides machen und wer weiß, was noch alles kommen wird.

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